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Die Neuerfindung des Kollektiven?

Zur ,Wiederentdeckung‘ des Gemeinsamen. Eine Untersuchung von Diskursen und Praktiken urbanen Wohnens in Gemeinschaften

Ausgehend von Debatten um Commons beziehungsweise Gemeingüter nimmt das Teilprojekt Kollektive in den Blick, die sich über eine gemeinschaftliche Herstellung und Nutzung von urbanem Wohnraum konstituieren. Im Kontext des in der Forschungsgruppe fokussierten Zusammenhangs von Recht, Geschlecht und Kollektivität fragt das TP, wie Recht und Geschlecht in Projekten gemeinschaftlichen Wohnens die Möglichkeitsbedingungen und Imaginationsräume für praktische Suchbewegungen eines konkreten, alltäglichen Gemeinsamen konfigurieren und (mit )konstituieren. Im Zentrum stehen Formen von Kollektivität in einem Lebensbereich, der in der Moderne als Inbegriff von Privatheit, Individualität und familialer, vergeschlechtlichter Intimität gilt. Zugleich ist Wohnen im modernen Sozialstaat als öffentliche Aufgabe Gegenstand sozialpolitischer Regulierung und Gesetzgebung, die im Zuge der Transformation des Sozialstaats seit den 1970er Jahren verstärkt auf eine Verantwortungsverlagerung auf die Individuen und marktförmige Steuerungsmechnismen setzt. Das TP setzt an Beobachtungen einer Reaktualisierung von Gemeinschaft an, die als Suche nach einem neuen, nicht-abstrakten Gemeinsamen, nach neuen Räumen des Geteilten gedeutet wird. Im Sinne einer kritischen Ontologie der Gegenwart sollen Formen und Praktiken der Kollektivierung im gemeinschaftlichen Wohnen also als spezifische Antworten auf eine historische Situation gefasst werden, in der sich Sozialität in erheblichem Maße als abstrakte Vergesellschaftung individualisierter Akteur_innen konstituiert. Das TP bearbeitet drei miteinander verknüpfte Dimensionen: Zum einen wird die aktuelle Diskursivierung von gemeinschaftlichem Wohnen als (erhoffte) Antwort auf aktuelle gesellschaftliche Probleme zum Anlass genommen, zu fragen, wie Gemeinschaft in aktuellen kollektiven Wissensbeständen verhandelt wird, wie in diesem Kontext eine (gesellschaftliche) Notlage diskursiviert wird und in welcher Weise gemeinschaftliches Wohnen als Antwort auftaucht. Zum zweiten soll die Konstellation lokaler Institutionen, Programme und Verfahren im Stadtstaat Berlin als Arena spezifischer Möglichkeits- und Gelingensbedingungen für Projekte gemeinschaftlichen Wohnens rekonstruiert werden. Zum dritten werden alltägliche Praktiken in Wohnprojekten untersucht, durch die wohnraumbezogene Kollektive hergestellt und aufrechterhalten werden.

Team:   Sabine Hark   Hanna Meißner   Bettina Barthel   Nina Fraeser   Vanessa Einbrodt

Förderphase 2 (2021-2024)